In der Mitte des 13. Jahrhunderts befreit sich Obernai von der Vormundschaft des Klosters Saint Odile und errang mit Unterstützung der Hohenstauffen die Stadtrechte. Dies erlaubt dem Ort, sich mit Befestigungsmauern zu umgeben, eigener Rechtsprechung und Steuereinziehung zu versehen und Märkte abzuhalten. Erst im folgenden Jahrhundert wird eine Stadtverwaltung eingesetzt, integriert in den Zehn-Städte-Bund mit den anderen kaiserlichen Städten des Elsass: Wissembourg, Hagenau, Rosheim, Sélestat, Kaysersberg, Colmar, Turckheim, Munster und Mulhouse. Vorderstes Ziel ist es, die Stadt von der Autorität des kaiserlichen Abgesandten zu befreien und gleichzeitig den Einfluss der städtischen Adeligen zu einzuschränken.
Das 16. Jahrhundert ist die Blütezeit Obernais: Handwerk und Weinbau entwickeln und exportieren sich gut. Die Renaissance hinterlässt ihre Spuren unter anderem am Rathaus (1523 und 1610), der Kornhalle (1554), dem Kapellturm und dem Siebensiegelbrunnen (1579) sowie zahlreichen Privatgebäuden.
Während der 30jährige Krieg im Elsass wütet, ist die Stadt besetzt und mit Lösegeld erpresst. Infolge des Westfälischen Friedens von 1648 annektiert Ludwig XIV im Jahre 1679 die zehn Städte des Bundes. Obernai wird königliche Stadt und verliert seine Autonomie.
Das 18. Jahrhundert ist wieder eine Periode des Wohlstandes. Die Französische Revolution erlebt die Stadt wie das gesamte Elsass. Im Laufe des 19. Jahrhunderts erfährt das Stadtbild einige Veränderungen: die Eingangstore werden abgerissen, die Straßen und auch der Schienenverkehr entwickeln sich. 1871 wird Obernai mit dem Elsass von Deutschland annektiert.
Auch der Übergang zum 20. Jahrhundert bedeutet wieder Modernisierung. Von den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs verschont, trotz des massiven Zwangseinzugs der Elsässer Männer in die deutsche Wehrmacht, von der die Gedenkstätte des „Mont National“ zeugt, erfährt die Stadt ab den 60er Jahren einen bemerkenswerten wirtschaftlichen und touristischen Aufschwung. Innerhalb von 20 Jahren verdoppelt sich die Einwohnerzahl und Obernai wird ein wichtiges Becken von Arbeitskräften.
Art
Touristische Gebiete : Route des vins
SVG-Koordinaten : 915,634